"Kick-Ball-Change!" "Mambo!" "V-Step!" "Side to side!"
Trainer Marcio muss kaum Luft holen, um diese Kommandos durch den Raum zu rufen. Ich bin aus der Puste und haste hinterher. Welcher Fuß muss jetzt noch mal wo hin? Und wie komme ich vom Stepper eigentlich wieder runter?
Schon lange erzählt mir mein Kollege Martin begeistert von seinem Step Aerobic-Kurs. Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz so leicht zu überzeugen war, mitzukommen. Denn eigentlich stehe ich nicht so auf Fitness-Studio-Kurse. Aber: Ich will ja meinen Horizont erweitern. Also - rauf auf den Stepper im Neptunbad Premium Club Sports Spa. Und damit es auch richtig was für mich zu tun gibt, nimmt mich Martin direkt mit in den Fortgeschrittenen-Kurs.
Ich stelle mich mit meinem Stepper in die erste Reihe. Denn das habe ich in den vergangenen Wochen gelernt: Wer sich hinten versteckt,sieht nichts und lernt nichts. Trainer Marcio ist ein Vorbild-Trainer. Er hat früher an Aerobic-Wettbewerben teilgenommen und Titel gesammelt: Brasilianischer Meister, deutscher Meister, Weltmeister. Ehrlich gesagt macht mir das ein bisschen Angst, auch wenn Marcio mir aufmunternd zulächelt. Wer sich selbst als Sportler so durchbeißen kann, wie er, der macht auch seinen Schülern Dampf unterm Hintern. Marcio startet die Musik. Lateinamerikanische Rhythmen. Am liebsten würde ich durch den Raum tanzen. Aber ich stelle mich brav hinter den Stepper und warte auf das erste Kommando.
Knoten in Füße und Armen
In den nächsten zehn Minuten wärmen wir uns auf. Marschieren auf der Stelle. Den Stepper hoch und wieder runter. Drumherum. Der Kreislauf läuft ordentlich warm und mir würde das ehrlich gesagt schon reichen. Aber Marcio hat noch gar nicht richtig angefangen. Die Choreografie kommt erst noch. Nach und nach bringt er uns die Schrittkombinationen bei. Auf den Stepper rauf. Dann mit dem einen Fuß links, mit dem anderen rechts wieder runter. Drauf steppen. Rückwärts auf den Stepper und mit einer Drehung auf die andere Seite. Dann mit eleganten Tanzschritten um den Stepper herum. Dabei zweimal drehen. ZWEIMAL DREHEN? Ich schaue etwas verzweifelt nach links und rechts. Wie machen die das? Schnell und dynamisch wirbeln die anderen um ihren Stepper rum. Ich laufe stattdessen mehrfach dagegen.
Wenn aus Anstrengung Tanzen wird
Und schon steht die nächste Herausforderung an: Ich soll die Arme mitbewegen. Ich wedele und rudere zwar ziemlich motiviert durch die Luft - aber leider nur, weil ich sonst das Gleichgewicht verliere. Perfekte Hand-Fuß-Koordination ist beim ersten Mal dann doch zu viel verlangt. Die Oberschenkel und Waden melden sich, auch die Oberarmmuskulatur hat gut zu tun. Jetzt heißt es durchbeißen. Hin und wieder gelingt es mir tatsächlich, die Choreografie weitgehend fehlerfrei mitzumachen. Und dann macht es richtig Spaß. Plötzlich fühlt es sich nur noch an, wie intuitives Tanzen und nicht mehr wie hochkonzentrierte Anstrengung. Die Gruppe wird vom Rhythmus der Musik getragen und im ganzen Raum ist Energie zu spüren. Nach 60 Minuten bin ich völlig ausgepowert und glücklich.
Mehr als nur ein Fitness-Kurs
Von Marcio bekomme ich ein Daumen hoch und meine Trainingspartner zwinkern mir amüsiert zu. Ich sehe aus, wie eine nasse Tomate. Was mich wirklich begeistert, ist der Zusammenhalt der Kursteilnehmer. Sie kommen nicht nur einfach in irgendeinen Fitnesskurs. Für sie ist Step Aerobic genauso ein Hobby mit Freunden, wie für mich Taekwondo oder Wakeboarden. Sie haben sich angefreundet und waren auch schon mehrfach gemeinsam mit Marcio im Sporturlaub. In Hotels im Süden trainieren sie dann gemeinsam täglich mehrere Stunden und lassen abends den Tag bei einem Cocktail am Strand ausklingen. Klingt nach einer schönen Gemeinschaft.
Für wen?
Wer gerne Tanzen mit Fitness kombiniert, ist beim Step Aerobic auf jeden Fall richtig. Etwas Taktgefühl und Koordination sollte man haben. Step Aerobic powert aus und macht Spaß. Und ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Wer richtig Gas gibt, kann in einer Stunde um die 600 Kalorien verbrennen. Also ein leckeres Pasta-Abendessen.
Wie und Wo?
Step Aerobic wird in den meisten Fitness-Studios angeboten. Außer normaler Sportkleidung braucht man vor allem viel Wasser, denn es wird ordentlich geschwitzt. Wichtig: erstmal in den Anfängerkurs gehen und die Basics ordentlich lernen. Sonst gibt es Knoten in Füßen und Armen und auf Dauer Frust statt Spaß!