Ohne Wasser geht es nicht

Ich komme einfach nicht los vom Wasser - egal wie kalt es draußen ist. Und warum sollte man im November nicht einfach noch mal ins Freibad gehen? Als meine Freundin Anita mir den Tipp mit der Römertherme in Dormagen gab, dachte ich, sie ist verrückt. Oder hat einen extrem dicken Neoprenanzug. Aber: Auch ich habe mich ins Wasser getraut in Dormagen. Und habe fast eine Stunde lang trainiert. Nein, nicht Eiswasserschwimmen. Kraulschwimmen. In einem angenehm beheizten Becken...

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Schwimmtraining vom Profi

Es ist schon interessant, wie oft man eines besseren belehrt wird. Ich dachte zum Beispiel, ich kann einigermaßen gut Schwimmen. Ich kann mich auf jeden Fall sicher über Wasser halten, kann auch ein paar Bahnen Brustschwimmen durchhalten und ertrinke nicht, sollte ich vom Wakeboard, SUP oder Surfbrett ins Wasser fallen. Aber mit Technik hat das nicht allzu viel zu tun, was ich da veranstalte. Schon gar nicht, wenn es ans Kraulen geht. Und da ich da gerade so eine fixe Idee im Kopf habe, will ich da unbedingt dran arbeiten. (zu der fixen Idee später mehr.) Also treffe ich in Dormagen Caro Meyer. Sie studiert Sport und ist Triathletin. Und Triathlon-Trainerin. Sie hat also die besten Voraussetzungen, aus mir eine bessere Schwimmerin zu machen. Caro hat eine unglaubliche Ausdauer im Wasser. Sie kann ohne Probleme vier Kilometer am Stück kraulen - im Hallenbad, im See oder im Meer. Ich bin ganz froh, dass wir mit Chlorwasser anfangen. Denn vor dem Gedanken, im trüben See mit Kopf unter Wasser zu schwimmen, gruselt es mich. Und natürlich fangen wir auch nicht mit vier Kilometern an. Sondern mit 20 Metern. Die soll ich für Caro kraulen, damit sie weiß, wo wir ansetzen müssen.

Gutes Schwimmen ist auch eine Frage der richtigen Atmung

Caros Bilanz: Da kann man mit arbeiten. Und arbeiten ist das, was wir in der nächsten Stunde tun werden. Als erstes geht es an den Beckenrand: Atemübungen. Über Wasser einatmen, dann den Kopf unter Wasser und so lang ausatmen, bis die Lunge leer ist. Dabei merke ich, dass ich oft nicht alles ausatme, was ich mir in die Lungenflügel gepumpt habe. Vermutlich komme ich deswegen oft schnell aus der Puste. Als nächstes üben wir den Armzug und die Atmung dabei. Mit einer Hand halte ich mich am Beckenrand fest, mit dem anderen mache ich den Armschlag. Und dabei gibt es so viel zu beachten. Ellbogen hochziehen, schräg nach vorne einstecken, dabei den Körper strecken. Dann mit der Hand durchs Wasser ziehen, einen kleinen Bogen schlagen, damit die Hand nah an Körper kommt. Und dann, als wollte ich einen Reißverschluss aufmachen, mit der Hand entlang an den Rippen das Wasser nach hinten drücken. Und den Arm wieder mit hohem Ellbogen aus dem Wasser ziehen.

Eine leise Ahnung vom Schwimmen

Dann schaut sich Caro meinen Beinschlag an. Eine halbe Bahn lang schwimmen ohne Arme. Ich strampele verzweifelt und komme kaum vom Fleck. Da merkt man erstmal, wie viel Arbeit die Arme machen. Caro verbessert meine Beinarbeit: "Nicht so steif, die Gelenke mehr arbeiten lassen." Mein Beinschwung kommt mehr aus dem Rücken als aus den Beinen. Ich versuche Caros Tipp umzusetzen und lockerer zu werden. Und damit geht es deutlich leichter. Jetzt muss ich das nur noch alles gleichzeitig umsetzen. Caro gibt mir ein paar Trainingsflossen, die sollen es mir einfacher machen, mich auf meine Technik zu konzentrieren. Ich bin damit locker doppelt so schnell, wie vorher. Tolles Gefühl, so durch das Wasser zu gleiten. Ich konzentriere mich auf die Arme. Ziehen, Drücken, Ellbogen hoch, sauber einstechen. Hiiiiiiilffeeeeeee.... Einzeln geht jede Bewegung. Aber zusammen? Entweder vergesse ich vor lauter Armtechnik, regelmäßig Luft zu holen. Oder meine Beine machen plötzlich merkwürdige Bewegungen. Caro lässt mich verschiedene Übungen ausprobieren. Abschlagschwimmen zum Beispiel. Der Arm, der im Wasser ist bleibt so lange vorne, bis er dort vom anderen Arm abgelöst wird. Ich mache mich lang, versuche, möglichst gerade auf dem Wasser zu liegen. Blick nach unten zu den Kacheln. Nicht nach vorne, das bremst und macht die Technik unsauber. Durch das Abschlagschwimmen fange ich an, richtig durchs Wasser zu gleiten und ich entwickle eine leise Ahnung davon, wie sich richtiges Schwimmen anfühlt.

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Triathleten, Wasserpflanzen und Glubschaugenfische

Jetzt hab ich Blut geleckt. Oder Chlor geschnuppert. Wie auch immer man das beim Schwimmen nennen soll. Ich liebe es einfach, im Wasser zu sein. Ich fühle mich frei und schwerelos und mit gestrecktem Körper durch das Wasser zu gleiten ist einfach ein tolles Gefühl. Leider kann ich es noch nicht besonders lang genießen, denn ich schaffe nur mit Mühe eine ganze Bahn am Stück. Für mehr reicht die Atmung nicht. Noch nicht. Caro beruhigt mich: Das ist alles nur Training. Na gut. Dann wollen wir mal. Und dann sage ich etwas, das ich vermutlich noch bereuen werde: Ich will nächstes Jahr bei einem Volkstriathlon starten. Mindestens 500 Meter schwimmen also. Vermutlich in einem See, mit gruseligen Wasserpflanzen und komisch guckenden Fischen. Aber Caro sagt, dass man auch diese Angst überwinden kann. Ich hoffe es so sehr!

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