Ultrawandern - eine neue Herausforderung

Es gibt Momente, in denen einem schlagartig klar wird: Du hast sie doch nicht mehr alle. So einen Moment hatte ich in Woche 44. Ich dachte ja, Wandern wäre ganz ok, nachdem ich über den wunderschönen Kalalau-Trail gelaufen bin. Aber ganz ehrlich? Das war ein Spaziergang im Vergleich zu dem, was mich im kommenden Jahr erwartet. Ich hatte mein erstes Training für den Megamarsch 2018 in Köln. 100 Kilometer. In 24 Stunden. Und ich weiß: Ich bin noch weit davon entfernt, dieses Ziel auch nur annähernd zu erreichen. Aber der Reihe nach.

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Der Geist ist willig

In den letzten Wochen ploppten immer wieder Bilder bei mir in der Facebook-Timeline auf, von Menschen, die kilometerweit durch die Nacht gewandert waren. Die einen mehr als 60 Kilometer, eine Freundin sogar als Finisherin nach sagenhaften 100 Kilometern. Ich finde das faszinierend. Denn das ist nicht nur körperlich eine Extrembelastung - genauso entscheidend für den Erfolg ist auch die mentale Stärke. Wer häufiger wandert, weiß, wie lang 30 Kilometer sein können. Und das ist nicht mal ein Drittel der Strecke. Ich bin bisher noch nie mehr als 30 Kilometer gewandert. Bergauf und bergab ging es damals, entlang der irischen Küste. Aber die bin ich komplett bei Tageslicht gelaufen. Und ohne Zeitdruck (vom irischen Dauerregen mal abgesehen). Der Megamarsch dagegen startet nachmittags - dementsprechend läuft man einen großen Teil der Strecke nachts. Stolpert über Wurzeln. Erschreckt sich über den raschelnden Fuchs im Gebüsch. Ist das wirklich was für mich? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Aber es fasziniert mich dermaßen, dass ich es ausprobieren will. Denn ich weiß: Mein Geist kann stark sein. Nur der Körper ist leider (noch) schwach.

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Damit sich das ändert, haben ein paar andere Wanderverrückte und ich eine gemeinsame Trainings-Gruppe gegründet. Wer an den Wochenenden Zeit hat, trifft sich und wandert. Lange, flachere Strecken oder kürzere, mit Höhenmetern. Am 31.10. war also mein erstes Training. Der Plan: 20 Kilometer von Zündorf in Köln Richtung Bonn laufen. Über schöne Waldwege, immer am Rhein entlang. Eine angenehme Strecke für Einsteiger. Dick eingepackt und mit guten Schuhen ausgerüstet machen wir uns zu sechst auf den Weg. Die ersten fünf Kilometer gehen wir mehr oder weniger spazieren. Wir unterhalten uns nett, genießen die Aussicht auf den Rhein und drücken kein bisschen aufs Tempo. Der erste Blick auf die Uhr ist dementsprechend ernüchternd. Wir haben deutlich mehr als eine Stunde gebraucht. Das reicht so nicht. Denn die Rechnung ist ja einfach: Wollen wir die 100 Kilometer in 24 Stunden schaffen, müssen wir etwas mehr als 4 Kilometer die Stunde laufen. Allerdings brauchen wir einen Puffer, denn innerhalb der 24 Stunden brauchen wir auch Pausen, müssen mal was essen oder auch mal die Schuhe wechseln. Deswegen peilen wir mindestens fünf Kilometer in der Stunde an.

Training für die Hall of Fame

Ab Kilometer zwei geben wir also mehr Gas, um die verlorene Zeit wieder einzufangen. Entlang am Rhein wird es anstregend, durch den Sand und über Flusskieselsteine. Zum Teil müssen wir durchs Dickicht klettern. Zum Teil geht es aber auch bequem über die asphaltierten Wege auf den Rhein-Deichen. Sogar die Sonne kommt raus und es wird für Ende Oktober ganz schön warm. Jacke aus, Jacke wieder an - Mütze aus, Mütze an, so geht das alle paar hundert Meter. Und sorgt bei uns für Gespräche über die Frage nach dem richtige Gepäck für die Megawanderung. Ella vom wunderbaren Blog Lauf-Liebe hat dazu eine schöne Liste auf ihrer Seite - und erzählt, wie sie ihren Mammutmarsch erlebt hat. Ob wir am Ende wohl auch die 100 Kilometer schaffen und in die Hall of Fame aufgenommen werden? Die 20 Kilometer sind auf jeden Fall schon mal nicht ohne. Wir brauchen am Ende etwas mehr als vier Stunden. Nicht ganz die Zeit, die wir angepeilt hatten. Aber wir haben das erste Training durchgezogen. Und das mit den brennenden Fußsohlen und dem Schnaufen beim Bergauflaufen bekomme ich bis zum nächsten Jahr auch noch in den Griff!

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