Wakesurfen ist pures Glücksgefühl

Zweite Heimat am See

Es gibt Orte auf dieser Welt, die betritt man und fühlt sich sofort zu Hause. Für mich ist ein solcher Ort Fetzysworld, in Österreich, nur wenige Kilometer von Linz entfernt. Der Wakeboarder Daniel Fetz hat sich zusammen mit Kollegen und seiner Frau Bine am Salmsee in Steyregg ein kleines Paradies gezaubert - und nebenbei eine von Europas bekanntesten Wakeboard-Schulen aufgebaut. Dreimal war ich inzwischen hier, um neue Tricks auf dem Wakeboard zu lernen. Und jedesmal hab ich mich gefragt: "Was machen die da eigentlich mit diesem Motorboot?" Dieses Jahr durfte ich es in Woche 35 herausfinden: Wakesurfen!

Eine Heckwelle der besonderen Art

"Red Betsy" heißt das Boot, mit dem Daniel uns auf den See rausfährt. Meine Freunde sind nicht nur mitgekommen, um mich anzufeuern, sondern auch als Ballast. Denn das Boot ist etwas gaz besonderes: Ein Wakesetter. Es hat ausfahrbare Klappen, die die Heckwelle so leiten können, dass hintern dem Boot eine surfbare Welle entsteht. Mit Hilfe von Wassertanks und Menschen an Bord wird dafür außerdem der Schwerpunkt des Bootes verlagert. Bevor es für mich ins Wasser geht, bekomme ich von Daniel erstmal ein paar Tipps. Ich soll im Wasser die Füße locker aufs Brett legen und warten, bis der Zug der Leine kommt. Dann klein bleiben, Beine anziehen, Arme lang machen und das Brett unter mich drücken. Wir üben die Bewegung einmal am Bootsrand, dann geht Daniel zum Steuer und gibt Gas. Die Leine zieht, ich nehme Fahrt auf und will zu früh aufstehen. Das Board wackelt unter meinen Füßen unkontrolliert hin und her und ich klatsche hin. Wasser läuft mir in die Nase, ich pruste und muss erstmal das Brett suchen. Das Boot holt mich ab. Zweiter Versuch.

Wakesurfen braucht Power - keine Geschwindigkeit

Wieder kommt der Zug und diesmal bleibe ich länger in der Hocke. So schaffe ich es übers Brett und schaffe es, aufzustehen. Cooles Gefühl. Erstmal lasse ich mich nur hinterm Boot herziehen und ehrlich gesagt finde ich das schon großartig genug. Aber so einfach lässt mich Daniel nicht davon kommen. Beim Wakesurfen geht es schließlich darum, tatsächlich auf der Heckwelle zu surfen, und zwar ohne sich dabei vom Seil ziehen zu lassen. Er gibt mir noch ein paar kurze Tipps: Gewicht nach vorne bedeutet: Gas geben. Gewicht nach hinten: Bremsen. Und auch noch wichtig: Das Surfbrett reagiert verzögert auf diese Bewegungen - also nicht zu stark bremsen, wenn ich Fahrt aufnehme. Dann bin ich nämlich schneller hinten von der Welle runter gefallen, als ich gucken kann... Daniel startet den Motor wieder und ich lasse mich in die Welle ziehen. Meine Befürchtung, dass wir übers Wasser rasen, hat sich übrigens nicht bestätigt. Wir fahren gerade mal 16 Kilometer pro Stunde. Der Motor ist zwar echt ein Monster - die Power geht aber in die Produktion der Welle und nicht in die Geschwindigkeit. Das entspannt mich ziemlich.

Vorsichtig versuche ich, Daniels Tipps umzusetzen: Etwas nach vorne lehnen, auf das Boot zu fahren, in der Welle bleiben. Und auf einmal hängt das Seil durch. Ich fahren von alleine. Wow. Was für ein geiles Gefühl! Daniel brüllt gegen den Motorlärm an: "Schmeiß weg das Ding! Lass die Leine los und bleib so!" Ich gebe mir innerlich einen Ruck und werfe das Seil weg. Ich surfe. Unfassbar. Es ist ein bisschen so, wie beim "richtigen" Surfen auf Hawaii. Nur, dass diese Welle quasi niemals endet. Also gut, sie endet, wenn der See zu Ende ist. Oder der Sprit. Daniel bietet inzwischen auch Wakesurf-Camps an, seine Kunden sind vor allem Surfer, die sich auf ihren nächsten Trip vorbereiten wollen. Oder Menschen, die die Faszination des Surfens kennen lernen wollen, ohne dafür um die halbe Welt reisen zu müssen. Auch Wakesurf-Profis trainieren am Salmsee. Es gibt Wettbewerbe bei denen die Fahrer teilweise richtig krasse Tricks und Sprünge auf der Welle hinter dem Boot zeigen. Daniel hat der Ehrgeiz gepackt, mir davon etwas mitzugeben. Da das Surfen an sich ganz gut klappt, soll ich mich mal mit dem hinteren Bein aufs Brett knieen. Es ist verdammt schwierig, das Gleichgewicht zu halten, ich kann die Leine nicht loslassen, schaffe es aber runter aufs Board und dann wieder hoch.

Wakesurfen ist pures Glücksgefühl

Zeit, das Board zu tauschen, findet Daniel. Ich bekomme ein kleineres, wendigeres Surfbrett. Damit kann ich auf der Welle kleine Turns fahren. Ein bisschen die Welle hoch, dann mit Gas wieder runter, dann wieder ein bisschen hoch. Ich kann euch nicht in Worte fassen, was das für einen Spaß macht. Ich kreische vor Glück und strahle übers ganze Gesicht. Da ist es wieder, dieses Gefühl von absoluter Freiheit, das ich am Wassersport so liebe. Einen letzten Trick darf ich noch probieren: Eine Drehung auf dem Wasser. Dafür muss ich mit beiden Händen in die Welle greifen und mich rum drücken. Ich mache mich klein, strecke die Arme ins Wasser und gebe mir einen Stoß. Das Board dreht mit Schwung - aber als ich wieder in Fahrtrichtung schaue, bin ich schon hinter der Welle. Egal - dass ich es überhaupt so weit schaffe am Ende der Woche, hätte ich nicht erwartet. Und ich bin ziemlich betrübt, dass meine 20 Minuten Fahrzeit schon wieder rum sind. Vergangen wie im Flug. Oder eher wie im Surf!

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Es gibt kaum so ein gutes Gefühl, wie mit einem Board übers Wasser zu gleiten.

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